Die Unschuldigen
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Oscar Peer
Die Unschuldigen
256 Seiten
Softcover, 13×20 cm
Verlag Desertina
ISBN 978-3-85637-412-9
Vorrätig
Beschreibung
Oscar Peer ist einer der bedeutendsten Autoren der Gegenwart, der sowohl deutsch wie romanisch publiziert. Die vorliegenden sieben Geschichten sind über einen längeren Zeitraum entstanden und werden erstmals in deutscher Sprache unter dem Titel «Die Unschuldigen» publiziert. Auch wenn die Variationen – wie er sie nennt – vordergründig nichts miteinander zu tun haben, gibt es eine Klammer. Die einfühlsam erzählten kleinen Begebenheiten und Begegnungen zeigen alle, dass es auch so etwas wie ein Schicksal gibt, das man nicht beeinflussen kann.
Oscar Peer
Die Unschuldigen
256 Seiten
Softcover, 13×20 cm
Verlag Desertina
ISBN 978-3-85637-412-9
Neue Zürcher Zeitung vom 21. Januar 2012:
Zitterndes Dasein
«Die Unschuldigen» – Oscar Peers erzählerische Variationen über ein Thema
Roman Bucheli · Sie stehen alle ein wenig gekrümmt und hilflos im Leben. Gleichgültig, ob sie Rechtsanwälte sind oder Lehrer, ob einfache Arbeiter oder Angestellte. Das Leben spielt mit ihnen, wirft sie bald hierhin, bald dorthin. Sie könnten sich vielleicht dagegen auflehnen, aber sie fügen sich mit erstaunlicher Gelassenheit dem Schicksal, ohne dieses grosse Wort jedoch auf sich selber zu münzen. Sie nehmen hin, was sie ereilt, als vermeintliches Geschenk des Himmels, als unverhofftes Glück, und ergeben sich auch widerstandslos, wenn das Blatt sich wendet.
Sieben Variationen des Themas erzählt der Schriftsteller Oscar Peer in seinem Buch «Die Unschuldigen». Er zeichnet darin Figuren, die ihr Leben nicht aktiv in die Hand nehmen und darum im Wortsinn sich auch nicht schuldig machen an den Ereignissen. Vielmehr werden sie vom Schicksal mutwillig herausgeworfen aus ihrem Alltag, und ihre Schuld besteht denn allenfalls darin, die Kraft zum Widerstand nicht aufgebracht zu haben: Eine Frau verliebt sich auf einer Ferienreise in einen etwa gleichaltrigen Mann und gesteht nach der Rückkehr den Seitensprung ihrem wesentlich älteren Gatten, der sich stumm in die Situation schickt, die aber nicht folgenlos bleibt. Ein Lehrer geht eine Beziehung mit einer Schülerin ein, die beiden werden ertappt und fliegen von der Schule. Ein älterer Herr wirft sich einer jungen Frau in die Arme und glaubt sich im Jungbrunnen. Oder eine Frau findet bei einem verwitweten Anwalt Zuflucht und verliebt sich in dessen Sohn.
Unmerklich zunächst und dann doch mit unbeherrschbarer Gewalt bricht das Unvorhergesehene in das Dasein dieser Menschen ein. Sie haben ihm nichts entgegenzusetzen, geradezu führen sie es mit ungestillten Sehnsüchten selber ein wenig herbei. Im kurzen Glück, das sie überwältigt, zeigt sich lediglich die Kehrseite ihrer unerfüllten Existenz, ohne dass der Erzähler dies zu benennen braucht. Und vielleicht liegt es auch daran, dass diese Menschen an dem Unverhofften nicht die eigenen verborgenen Wünsche zu erkennen vermögen, wenn ihnen regelmässig und auch dann, wenn die Katastrophe ausbleibt, die Erfüllung versagt bleibt.
Oscar Peer zeichnet mit feinem Strich seine Figuren und lässt sie fast sanft und doch unerbittlich ihren Schicksalsweg gehen, ohne das Dramatische zu forcieren. Ohnehin reduziert er die Handlung seiner Erzählungen aufs Notwendigste, dafür gestaltet er umso intensiver das Atmosphärische und macht daran die Gefühlsverwirrungen seiner Protagonisten sichtbar. Zumal jene drei der sieben Variationen, in denen nicht der Eros die Handlung antreibt, schöpfen ihre Kraft vollends aus dem genauen Blick des Erzählers und seiner Hingabe an das Unscheinbare. Das bange Warten einer Bauersfrau auf ihren im Wald arbeitenden Mann oder den unverhofften Einsatz eines jungen Arbeiters als Heizer auf einer Dampflokomotive gestaltet Oscar Peer zu Miniaturen, in denen er das Zittern des Daseins, sei es in Furcht, sei es in jugendlichem Überschwang, ganz unspektakulär ins Bild fasst.
Am beklemmendsten indes ist die Erzählung «Georgs Mühle». Georg wird heimgesucht von einer unbekannten Krankheit. Immer grösser werdende Flecken breiten sich auf seinem Körper aus, zudem lähmt ihn eine tödliche Müdigkeit. Als Verkäufer im Laden der Familie taugt er nicht mehr, auch im Haus duldet man ihn nicht mehr. Wie ein Aussätziger schiebt man ihn ab in die Mühle ausserhalb des Dorfes. Statt gegen die Aussetzung zu rebellieren, übt er sich in der Kunst des Verschwindens und ist bald aus der Ferne von Heuhaufen kaum mehr zu unterscheiden. Auch dieses Schicksal zeichnet Oscar Peer mit ruhiger Hand und lässt die ruchlos verübte Gewalt im Kontrast mit Georgs stiller Heiterkeit umso schärfer hervortreten. (NZZ 21.1.2012)
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