Zur Geschichte der Flurbewässerung im rätischen Alpengebiet

48.00 CHF

Martin Bundi, 2000
344 Seiten mit 12 mehrfarbigen und 32 s/w-Abbildungen und Karten
Verlag Bündner Monatsblatt
Zur Geschichte der Flurbewässerung im rätischen Alpenraum

Artikelnummer: 06-5 Kategorien: , , Schlagwörter: ,

Beschreibung

Der Autor hat nicht nur historische Quellen und Literatur ausgewertet, sondern auch die Erkenntnisse zahlreicher Hilfswissenschaften berücksichtigt.
Die Bewässerung der Fluren (Wiesen, Äcker, Baum- und Krautgärten) bildete im chur-rätischen Gebiet bis anfangs des 20. Jahrhunderts einen wesentlichen Bestandteil der Agrarwirtschaft. Über fast 1500 Jahre hinweg finden sich Spuren, wie Wasser von den Bächen in künstliche Gräben oder Kanalleitungen dem Kulturland zugeführt wurde. Am intensivsten wurden die Wiesen bewässert und zwar vor allem in den Trockenzonen des rätischen Alpengebietes. Wasser steigerte den Ernteertrag oder düngte den Boden; das Wässern war also eine Notwendigkeit zu einer Zeit als der Boden nur knapp zur Verfügung stand und die Existenzgrundlage der Menschen vor Ort bildete.
Für den Raum unserer Untersuchung betraf die Flurbewässerung insbesondere: Das Churer Rheintal, Teile des Vorderrheintals bis Trun, Domleschg und Heinzenberg, das Albulatal, das gesamte Engadin, Puschlav, Münstertal, das Montafon im Vorarlberg, den Bezirk Landeck, das Oberetschgebiet (Vinschgau) und die Landschaft Bormio. Die Konjunktur der Bewässerung schwankte je nach den Wärmeperioden; sie war ausgeprägt im 13. und im 16. Jahrhundert, wurde vernachlässigt in Kältezeiten und allgemein in regnerischen Sommern.
An Orten mit intensiver Bewässerung war die ganze Bevölkerung in die Organisation und den Arbeitsprozess eingebunden; hier gaben oft die Talschaftsstatuten den Rahmen und regelten die Dorfordnungen die Details der Bewässerung. In Tälern mit weniger ausgeprägter Bewässerung organisierten sich die Teilhaber zu Genossen-schaften, die unter sich die Errichtung und den Unterhalt der Gräben sowie die Verteilung des Wassers regelten. Wo die Bewässerung schliesslich nur punktuell vorgenommen wurde, war deren Handhabung Sache der einzelnen Bauern und nachbarlicher Vereinbarung; letzteres traf auf eher hochgelegene Gebiete zu. Wo die Flurbewässerung in organisatorischer Hinsicht stark entwickelt war und teils fast zu einem Kunstwerk ausgestaltet wurde, wie beispielsweise im Oberengadin im 16. Jahrhundert, integrierte sie jedermann in ihr System, reich und arm, Mann und Frau, und bestimmte sie stark das soziale Umfeld im Dorf und den bäuerlichen Jahresablauf.
Die Zeit der Moderne (Industriezeitalter seit 19. Jahrhundert) und unsere Epoche der «Postmoderne» haben sich nicht allein vom alten Bewässerungssystem verabschiedet, sie lassen auch die Spuren im Gelände fast vollständig verschwinden. Darum war es ein Anliegen dieser Untersuchung, im letztmöglichen Moment noch die urkundlichen Aussagen und überlieferten Akten zusammen mit den wenigen Spuren im Gelände und mündlichen Zeugnissen von einstigen Kennern der Materie heranzuziehen, zu vergleichen, auszuwerten, zu interpretieren und zu beschreiben. Letzte charakteristische Überbleibsel des Systems in der Landschaft wären auch in Graubünden würdig, erhalten, gepflegt und neuer Nutzung zugeführt zu werden, so wie das in mannigfacher Hinsicht im Wallis und im Vinschgau geschieht.

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